Svenja Hetzer (Geschichtskurs eA Kl 12) hat sich Gedanken zum Jubiläum des Mauerfalls gemacht und diese in einen sehr lesenswerten Text gebracht:
25 Jahre Mauerfall
Am 9. November 1989, vor 25 Jahren, verkündete der Regierungssprecher der DDR ein neues Reisegesetz und damit auch Reisefreiheit für die Bürger der DDR. An diesem Abend fiel nach 28 Jahren die Berliner Mauer, als Höhepunkt einer seit dem Frühjahr 1989 andauernden Reformbewegung. Vor 14 Jahren, im Herbst 2000, fuhr ich als dreijähriges Kind mit meinen Eltern von Hessen nach Thüringen über die ehemalige Grenze zwischen zwei deutschen Staaten.
Laut meinen Eltern sah man ihn damals noch, den Grenzstreifen, der 40 Jahre lang ein Land teilte. Die Wälder waren unterbrochen von einem breiten Grasstreifen und es waren noch viele der einstigen Grenztürme weit sichtbar. Der Straßenbelag wechselte und an der Raststätte Eisenach fanden sich noch die Reste der ehemaligen Grenzanlage. Und dennoch konnten wir diese Grenze als einfache Grenze zwischen zwei Bundesländern eines geeinten Landes überqueren.
In diesem Jahr feierten wir 25 Jahre Mauerfall und nicht nur das. Dieser Tag steht in unserer heutigen Erinnerung für den Beginn der Einigung Deutschlands, aber auch für den Gewinn von Freiheitsrechten in der DDR. Die Bürgerrechtsbewegung erkämpfte sich in ihrer friedlichen und gewaltlosen Revolution Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und grundlegende Freiheitsrechte für ihr Land. Diese gewaltlose Revolution, in der Bürger sich ihre Rechte und später ihre Einheit erkämpft haben, ist einmalig in der Welt und darauf kann man stolz sein. Und dennoch gab es sie damals, die Gegner der Einheit. Nach ihrer Ansicht gebe man die Identität einer ganzen Gesellschaft, der in der DDR, auf. Und noch heute gibt es viele Menschen, die mit dem Satz: „Es war doch nicht alles schlecht“ meist die Solidargemeinschaft in der DDR betonen. Die Einheit hat ganz Deutschland vor große finanzielle und wirtschaftliche Hürden gestellt. Die Arbeitslosigkeit im Osten war zu Beginn gewaltig, doch inzwischen sind wir auf einem guten Weg, diese Unterschiede endlich auszugleichen. Egal worüber heute oder damals gemeckert, was kritisiert und wovor gewarnt wurde: 25 Jahre Mauerfall sind ein Grund zu feiern. Willy Brandt sagte damals: „Es wächst zusammen, was zusammen gehört“. Und der ehemalige regierende Bürgermeister West-Berlins hatte Recht. Der Mauerfall war der Beginn dieses Zusammenwachsens. Aus einer geteilten Stadt wurde wieder eins. Freunde und Verwandte konnten sich nach Jahren der Trennung wieder sehen. Und auch Deutschland wuchs wieder zusammen, denn damals öffnete sich nicht nur in Berlin die Grenze, sondern die gesamte Grenze zwischen der BRD und der DDR. Doch der Fall der Mauer und gleichzeitig das Ende der bipolaren Strukturen des Kalten Krieges bewirkten noch ein weiteres Zusammenwachsen. Das Zusammenwachsen Europas, denn die Trennung in Weststaaten und Ostblock zerfiel. Und heute leben wir in einem geeinten Europa und einem geeinten Land. Von der Teilung ist noch die „Mauer in den Köpfen“ geblieben. Die Vorurteile gegenüber den Menschen aus dem ehemaligen anderen Land sind geblieben. Manchen von ihnen kommen nah an die Wahrheit, doch andere sind Unsinn. Unsere Aufgabe ist es jetzt diese Vorurteilen zu beseitigen, so dass nur noch die nicht ganz ernst gemeinten Begriffe „Wessi“ und „Ossi“ übrig bleiben. Vor allem können wir aber seit 25 Jahren in Deutschland politische Mitbestimmung, Grundrechte und Freiheiten genießen. Berlin steht heute als ganze Stadt für ein modernes Europa. Und wo man herkommt, ist egal, denn leben kann man überall in Deutschland. Erkämpft wurde diese Einheit von den Bürgern der DDR für ganz Deutschland und Symbol dieser Entwicklung ist für uns heute der Mauerfall am 9. November 1989. Seit 25 Jahren wachsen in Deutschland Generationen heran, die in Frieden mit allen Freiheiten leben und für die Kalter Krieg, Teilung und Mauer Fremdworte aus dem Geschichtsunterricht sind. Es ist gut an die unmenschliche Teilung zu erinnern, den Reformern zu danken und den Neubeginn zu feiern.
Und wenn ich heute von Thüringen über die Grenze zu Hessen Richtung Nordrhein-Westfalen fahre, dann ist von der Grenze fast nichts mehr übrig. Keine Grenzanlagen am Rastplatz Eisenach und kein wechselnder Fahrbahnbelag erinnern an den ehemaligen Grenzverlauf. Von den Grenztürmen sind nur wenige als Museumsstücke zur Erinnerung übrig geblieben. Und die Natur hat sich den ehemaligen Grenzstreifen zurückerobert. Dort steht heute fast ausschließlich dichter Wald, wie eine Narbe, die verheilt ist.
von Svenja Hetzer, Klasse 12, Geschichtskurs eA II